Autos aus dem schönen Italien

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So schlecht stand selten eine ganze Branche da – wie die italienische Autoindustrie derzeit. Die Bänder stehen teilweise still und die Verkäufe kommen aus den Rekordtiefzahlen nicht mehr heraus.

Turin war für seine Automarke bekannt: Fabbrica Italiana Automobili Torino. FIAT. Bis zu 70.000 Menschen haben hier in den besten Zeiten gearbeitet. Drei Millionen Quadratmeter standen zur Verfügung, um das international beliebte Auto in verschiedenen Modellen herzustellen.

Die italienische Lebensart-Autobau gehört bald nicht mehr dazu

Die italienische Lebensart-Autobau gehört bald nicht mehr dazu

Nur noch reichlich 5.000 Leute arbeiten heute bei FIAT, oder vielmehr dem, was davon übrig blieb. Schon seit zwei Jahren kann man dem langsamen Sterben des Unternehmens zuschauen. Aber nicht nur FIAT ist betroffen. Auch Maserati und Lancia sowie Alfa Romeo – in ganz Italien ist der Niedergang der Autobranche zu beobachten.

Schuld sei vor allem, dass die asiatische und osteuropäische Konkurrenz nicht mehr so große Qualitätsprobleme habe, wie noch vor einigen Jahren. Auch ist China ist puncto Kosten kaum zu überbieten. Jeder Dritte Volkswagen kommt inzwischen von dort.

Eine Umfrage unter den Automanagern ergibt, dass die aktuelle Lage Italiens als schlecht bewertet wird. Die Wettbewerbsfähigkeit bekommt schlechte Noten. Im Vorjahr, so ergaben Statistiken, wurden in Italien ein Fünftel weniger Autos verkauft. In den ersten sechs Monaten des Jahres 13 büßten die Verkäufer weitere 5% ein. Für FIAT war das Jahr 12 ein Horror: ein Verlust von 700 Millionen Euro stand unter dem Strich. Dass das satte Minus am Anfang des Jahres 13 auf 11 Millionen reduziert werden konnte, stimmte die Italiener positiv.
Dass es FIAT überhaupt noch gibt, haben sie ihrem Chef zu verdanken. Denn der hatte mit Weitsicht den US-Autohersteller Chrysler übernommen, als es diesem nicht gut ging. Ohne dessen Gewinne wäre FIAT längst am Ende.

Seine weiteren Pläne sind es, der US-Gewerkschaft United Auto Workers die restlichen Anteile an Chrysler abzuluchsen und dann einen gemeinsamen Konzern FIAT-Chrysler auf die Beine zu stellen. Dieser soll an die Börse, und der Hauptsitz würde wahrscheinlich von Turin nach Detroit verlegt. Ein ähnlicher Plan existiert für eine Verlagerung in die Niederlande. FIAT Industrial, der Hersteller der Nutzfahrzeuge, war diesen Weg bereits gegangen. Die Niederlanden bieten steuerliche Vorteile, was viele Unternehmen ins Land zieht.

Dass solche Gedanken bei den Italienern auf wenig Gegenliebe stoßen, ist nur zu verständlich. Noch vor wenigen Jahren gab es Pläne zur Sanierung der Produktion in Italien. 20 Milliarden Euro sollten helfen, die italienischen Autos wieder erfolgreich in den Wettbewerb zu schicken. 51 Modelle waren angekündigt worden; – geblieben sind 17 und das Ende des Vorhabens.

Die Auslastung im Werk sank in den letzten fünf Jahren von 78 auf 46%. Ein besorgniserregender Wert, so viel steht fest. Die Entwicklung ist mehr oder weniger eingefroren; von der Marke Lancia will niemand in der Geschäftsleitung mehr etwas wissen. Nachfolger bei Alfa und FIAT sind verschoben, und der Punto ist schon jetzt im Vergleich mit den ähnlichen Modellen der Konkurrenz gefährlich gealtert. Auch der FIAT Bravo kann mit Golf, Astra oder Focus nicht mehr mithalten.

Eine kleine Hoffnung hat das Unternehmen noch: die Premiumklasse. Jeep, die amerikanische Tochter, soll ab 2014 von den USA nach Melfi in Italien ziehen. Dann wäre da noch die Nobelmarke Maserati, die bislang nur in kleinen Stückzahlen hergestellt wurde. Jetzt soll es einen „Großangriff“ auf BMW und Mercedes sowie Audi damit geben. Auch bei den SUVs will man nachziehen, und zwar ab dem nächsten Jahre mit dem Levante. Westlich von Turin, dort, wo Maserati vom Band läuft, gibt es das einzige FIAT-Werk, das derzeit ausgelastet ist.

Einen Trumpf gibt es bei FIAT noch: die Beteiligung an Ferrari. Hier gab es ein Plus zum Vorjahr, denn 7.300 der Sportwagen wurden im Jahr 12 verkauft. Das entsprach einem Zuwachs der Stückzahl von über 4%. Der Nettogewinn konnte um fast 18% zum Vorjahr gesteigert werden – ein Traumwert. Allerdings gingen nur 318 der roten Flitzer ins eigene Land.

Bildquelle: © Daniel Klüver / PIXELIO
Bildquelle: © Martin Gebhardt  / PIXELIO

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