Wie steht es um den deutschen Aktienindex?

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Derzeit ist vieles irgendwie anders. Und es herrscht eine Stimmung, die nicht so recht zu definieren ist. Seit nunmehr Jahren ist das Wort „Krise“ eines der wohl mit am häufigsten gebrauchten Vokabeln. Eurokrise, Finanzkrise, Bankenkrise, Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise etc. Die aktuelle Gesamtsituation ist irgendwie von einer nicht greifbaren aber dennoch vorhandenen Spannung geprägt.

Steht die Weltwirtschaft vor dem nächsten Crash? Auch diese Frage kann man lesen. Und während die einen Analysten die Börsenturbulenzen lediglich als launenhaft abwinken, zeichnen andere düstere Prognosen und verweisen darauf, dass die Finanzkrise 2007 ebenso begann.

Beschwichtigend äußert sich der Chef der Deutschen Bank, John Cryan. Zumindest was die Deutsche Bank betrifft, sieht er keinen Grund für Aufregung. Im Gegenteil. Er ließ wissen, dass – so seine Meinung – dieses Kreditinstitut absolut grundsolide sei. Und Finanzminister Schäuble bestätigte dies. Die Deutsche Bank sei stark und bereite ihm keine Sorgen.

Und dennoch trägt gerade auch beschwichtigendes Gerede mit dazu bei, Unsicherheit zu schüren. Und besonders Unsicherheit wirkt auf das Sensibelchen, was der DAX nun einmal ist. Verkäufe sind eine gewohnte Reaktion.

Wie auch immer. Man kann über die unterschiedlichen Auffassungen diskutieren. Was jedoch nicht von der Hand zu weisen ist, sind Verwerfungen im Finanzsystem. So jedenfalls der Wirtschaftshistoriker Harald James, Universität Princeton / USA.

Von Experten wird auch der Anstieg von Zinsen auf nachrangige Anleihen als bedrohlich angesehen. Genannt werden laut die anhaltenden Niedrigzinsen, denn sie stellen ganze Geschäftsmodelle infrage.

Die Kapitalbasis vieler Banken in Europa sei zu schwach. Investoren stellen fest, dass einige Banken „nackt“ seien. Außerdem hätten die Notenbanken mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik Reformen, die dringend notwendig gewesen wären, verhindert. Des Weiteren ist der Überschuldungsabbau von Unternehmen sowie privaten Haushalten in einer Reihe von Ländern nur ungenügend vorangekommen. Zwar seien die Banken fast unbegrenzt an billiges Geld herangekommen, aber dieses stärkt mit dem Ergebnis Null das Eigenkapital. Die Null- bzw. sogar Minuszinsperiode der Notenbanken reduziert die Gewinnmöglichkeiten immer weiter. Zu den zehn größten Verlierern der Bankenwelt sind diese ohne Ausnahme aus Regionen, in denen die Notenbanken sogar Strafgebühren für das Halten von Geld verhängen. Zu nennen wären: Unicredit (Italien), die Credit Suisse, Deutsche Bank oder die Mitsubishi UFJ.
Was also die verordneten Niedrigzinsen betrifft drängt sich auf zu sagen: Zu den Nebenwirkungen fragen Sie….? Vielleicht einen Herrn Draghi?

Und eine Erfahrung zeigt auf: Wann immer Zinsen stark ins Minus gedrückt werden gibt der Index nach, egal wo auf der Welt.

Allgemein wird erwartet, dass im Verlauf des Jahres 2016 die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins anheben wird. Auf der anderen Seite ist es weder den japanischen noch den europäischen Negativzins-Experimenten gelungen, den kürzlichen Ausverkauf an den Märkten zu verhindern. Bewertungen für Unternehmen, die an der Börse gelistet sind und die sich in den letzten Jahren mehr angenähert hatten, scheinen sich auseinander zu entwickeln. Das könnte zur Folge haben, dass das Augenmerk wieder verstärkt auf fundamentale Kennzahlen und somit auf Bewertung ausgerichtet wird. Das kann dazu führen, dass Anleger z. B. mehr in Indexfonds investieren in der Hoffnung, an der erwarteten Marktsteigerung teilzuhaben. Als eine andere Möglichkeit könnten vermeintlich sichere Unternehmen infrage kommen. Beispielsweise solche aus der Nahrungsmittel- oder Pharmabranche.

Für Aktieninvestoren, deren Anlageansatz langfristig orientiert ist, kann es nur vorteilhaft sein, wenn die Märkte befreit sind vom Gängelband der Notenbanken. Für Value-Anleger könnte es sein, dass sie zunächst mit gewissen Verlusten leben müssten, bevor sich ihre Investitionen rentieren. Gegen die Auswirkungen der Eingriffe der EZB hatten die Anleger keine Chancen.

Wie standhaft ist der deutsche Index?
Möglicherweise befindet sich der DAX30-Index in einer Konsolidierungsphase. Allerdings können neue Nachrichten aus der Wirtschaft, der Politik oder anderen Bereichen schnell zu Veränderungen führen. Die jüngsten Daten aus den USA wie die zur Arbeitslosenquote könnten die allgemeinen Konjunktursorgen zumindest zeitweilig in den Hintergrund treten lassen. Wenn nunmehr auch noch die Löhne stärker steigen, könnte das Auswirkungen haben. Betrachtet man die Entwicklung des DAX30-Index aus charttechnischer Sicht in den letzten zwei Monaten, so ist festzustellen, dass sich eine Umkehrformation ausgebildet hat. Daraus ergeben sich zwei grundlegende Varianten. Der DAX sucht einen Ausbruch nach oben oder nach Bestätigung, indem er wichtige Unterstützungsmarken testet.

Die gegenwärtigen Kurse bewegen sich im Bereich um 9.760 Punkte. Das ist relativ nahe der nächsten bedeutenden Widerstandslinie, die sich bei 9.900 Punkten zeigt. Sofern ein Durchbrauch dieser Marke gelingen sollte, wäre die Umkehrformation bestätigt mit der wahrscheinlichen Folge, dass es dem DAX gelingt, die 10.000-Punkte-Marke zu knacken.

Andererseits wäre es – und hier könnten die Job-Daten aus den USA eine wesentliche Rolle spielen – denkbar, dass es zu einem merklichen Kursrücksetzer kommt, der den Kurs des DAX in den Bereich bis 9365 Punkte treibt. Charttechnisch wäre das die Nackenlinie der Umkehrformation. Sollte diese Linie gar nach unten durchbrochen werden, wäre dies ein deutlich bärisches Signal. Sodann bliebe als eine nächste wichtige Marke der Kursstand von 9125 Punkten als letzte Festung der Bullen. Fällt der Kurs sogar unter diese Marke, wäre die gesamte Umkehrformation hinfällig.

Verpatzter Jahresauftakt
Insgesamt waren die Ergebnisse an den internationalen Börsen seit Jahresbeginn bedenklich. Eine allgemeine Talfahrt. Die Konjunktur war von Störfeuern betroffen. Wenn es denn nur solche waren. Einige Experten meinen, dass keine Rezession, so wie 2008, drohen würde. Die Aussichten auf eine Erholung seien gegeben. Und, so deren Auffassung, wirken die Faktoren, die zur Verunsicherung beigetragen hätten, wie ein Konjunkturprogramm. Auf die Preisrückgänge bei Rohstoffen wird diesbezüglich verwiesen. Ganz besonders auf den Ölpreis.
Andere begründen ihre Prognose bezüglich einer Stabilisierung der Aktienmärkte mit der anhaltend lockeren Geldpolitik der Notenbanken in der Euro-Zone sowie in China. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass ein größeres Augenmerk auf die nächste EZB-Sitzung gerichtet wird, die in Kürze bevorsteht.

Viele Börsianer erwarten in nächster Zeit keine Zinserhöhungen durch die US-Notenbank. Und der Kurs des Euro würde sich vorläufig im Bereich von 1,09 bis 1,10 Dollar bewegen.

Natürlich sind die Blicke vor allem auch nach China gerichtet. Hier stehen wichtige Zahlen unmittelbar bevor. So die Daten zum Wachstum im vierten Quartal und des vergangenen Jahres sowie zur Industrieproduktion im Dezember.
Ebenfalls von Interesse sind die in den nächsten Tagen zu erwartenden Zahlen

  • zum ZEW-Index (Dienstag),
  • die Inflationsdaten in den USA (Mittwoch),
  • das Konjunkturbarometer der Fed von Philadelphia (Donnerstag),
  • Zahlen der Bank of America und Morgan Stanley (Dienstag),
  • Zahlen von Goldman Sachs (Mittwoch),
  • IBM öffnen am Dienstag und General Electric am Freitag ihre Bücher.

Es gibt so manche Börsianer, die den Kursrutsch lediglich als eine heilsame Korrektur betrachten. Nunmehr würde die gehabte extrem lockere Geldpolitik der Fed in den Hintergrund treten. Die Fundamentaldaten seien wieder von Bedeutung und ein angemessenes Niveau stünden in Aussicht.

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