Griechenland – eine Tragödie?

Keine Kommentare

Es gibt in Bezug auf das Mitglied der Euro-Staaten, Griechenland, nüchterne Aussagen: Der Staat ist pleite, griechische Unternehmen sind marode, die Bürger sind verarmt. Griechenland, bekannt als die Wiege der Demokratie gilt als ein gescheiterter Staat.

Die Situation ist zwischen kurios und tragisch. Die Reichen des Landes sind kapitalflüchtig. Sie haben ihr Geld ins Ausland gebracht und tun das noch immer. Keinesfalls „flieht“ das Kapital  etwa (nur) in die Schweiz. Auch London gehört zu den ausgewählten Zielen für die Anlage von Fonds und den Kauf von Immobilien. Reiche Griechen kaufen sich auch in Berlin ein. Teure, millionenschwere Luxusimmobilien sind der Gegenstand der Begierde. Aber auch Wohnungen. Deutschland als Hafen für griechisches Kapital? Athen kauft Berlin. So der Bericht in der ARD vom 11.10.2012 (21:45 Uhr). Eine Situation sehr zur Freude der Makler und Investoren, aber nicht nur deutscher.

Die weniger reichen Griechen, die aber noch etwas haben, versuchen daraus Geld zu machen. So werden aus dem Bereich des Mittelstands Besitztümer wie Porzellan, Schmuck oder Zahngold versetzt. Überleben ist angesagt. Und so haben sich zahlreiche Menschen aufs Land geflüchtet. Ziel ist es, sich als Selbstversorger zu verdingen. So ist Berichten zufolge die Zahl der Bauern, gerechnet ab Beginn der Krise im Land, um 40.000 gestiegen.

Rettung oder Abgrund?

Die an Griechenland bislang geflossene Summe ist enorm. Es sind bereits 380 Milliarden Euro. Das ist nicht das Ende der Fahnenstange, beileibe nicht. Will man Griechenland halten, muss der Geldfluss weiter gehen. Die Aussagen von „Experten“ sind unterschiedlich. Sie sprechen von drei Jahren, einige von acht Jahren. Ist das überhaupt noch vorstellbar? Und die Frage die da bleibt ist die, was nach den drei oder acht Jahren sein wird.

Bestimmt wird die Tragödie Griechenlands vor allem auch dadurch, dass Sie von Politikern, Bankern und Ökonomen vorausgesagt wurde. Griechenland war für die Aufnahme in die Währungsgemeinschaft nicht geeignet. Zu den Aufnahmebedingungen, festgeschrieben in den Maastricht-Kriterien, gehörte u. a., dass die Staatsverschuldung nicht höher als 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts liegen darf. In Athen aber schrieb man 1999 bereits 104 Prozent. Es gab Stimmen prominenter Banker, Manager und Ökonomen, die Aufnahme Griechenlands in die Euro-Gemeinschaft zu verschieben. Man hatte bereits zu diesem Zeitpunkt Zweifel daran, dass Griechenland in der Lage sei, eine so straffe und konsequente Stabilitätskultur zu schaffen, wie dies die wirtschaftliche, finanzielle und politische Situation im Land erforderlich gemacht hätte.

Die Aufnahme Griechenlands im Januar 2002 in die Euro-Währungsgemeinschaft war ein Fehler. Es ist auch ein Fehler, Griechenland in dieser Gemeinschaft zu belassen. Die derzeitigen Bedingungen in Griechenland haben sich gegenüber 1999 oder 2002 keinesfalls verbessert. Im Gegenteil. Es ist eher ein Desaster.

Kann Griechenland gerettet werden?

Die kürzesten Antworten wären ja oder nein. Es wäre interessant, hierzu eine Massenbefragung vorzunehmen.  Aber von politischer Seite aus sowieso nicht. Da  gibt es zwei Gründe dies nicht zu tun. Man fürchtet den Ausgang und/oder das Volk wird für zu dumm betrachtet, sich solcher Problematik anzunehmen. Informationen zum Anleihen-Kaufprogramm der EZB:

Also welche Lösung kann es für Griechenland geben? Interessant ist ein Beitrag in der Wirtschaftswoche vom 10.10.2012. Dort werden vier Varianten für die Zukunft Griechenlands aufgeführt:

1.Variante: Hier wird davon ausgegangen, dass die Euroländer einen Schuldenschnitt akzeptieren, wobei die Banken dem Land 100 Milliarden Euro erlassen. Damit einher geht grünes Licht für weitere Tranchen aus den Euroländern für insgesamt 130 Milliarden Euro. Die EZB füllt eine Finanzlücke, um den Schuldenstand Griechenlands bis 2020 zu senken. Griechenland akzeptiert im Gegenzug eine strikte Überwachung durch die EU und gibt zugleich Kompetenzen in der Haushaltspolitik ab. Das Land leidet weiter unter Einsparungen sowie an innenpolitischen Unruhen und Rückschlägen. Ein langer und mühevoller Weg zur Erholung.

2. Variante: Aus der Eurozone kommen keine weiteren Hilfen. Damit ist das Problem der für 2020 erwartete Schuldenstand (trotz Hilfe und Gläubigerverzicht) von 129 Prozent der Wirtschaftskraft, statt der angestrebten 120 Prozent. So müsste mithin der Rettungsplan überdacht werden. Außerdem sind im April Wahlen. Die Euroländer wollen das Wahlergebnis abwarten. Die neue (oder alte) Regierungspartei ist dann gefragt, Regelungen über Einsparungen und Reformen zu treffen als Voraussetzung dafür, „neues Geld“ zu bekommen. Mit den verbliebenen Reserven aus dem ersten Hilfsprogramm wird ein drohender Bankrott vermieden.

3. Variante: Die Eurozone nimmt einen Kurswechsel vor, nachdem die Schuldenkrise zwei Jahre angedauert hat. Es erfolgt ein kontrollierter Gang in die Pleite, allerdings unter Verbleib Griechenlands in der Eurozone. Damit kommen Milliarden Kosten sowohl auf die privaten Gläubiger, als auch auf die EZB zu. Durch Gesetzesänderung des Landes werden die Haftungsklauseln für seine Staatsanleihen so geregelt, dass ein Verzicht erzwungen wird. Es erfolgt ein finanzieller und wirtschaftlicher Neustart, erarbeitet durch die EU. Diese Variante kostet ebenfalls viel Geld.

4. Variante: Scheitern des Rettungsplans. Griechenland hat die Vorschriften und Kontrollen der Euroländer satt. Griechenland erklärt seinen Bankrott, verbunden mit der Rückkehr zur Drachme. Einher damit gehen Firmen und Banken pleite, die Kaufkraft der Griechen sinkt erheblich. Soziale Unruhen sind eine weitere Folge. So werden griechische Produkte auf dem Markt billiger. Eine positive Wirkung für die marode Wirtschaft ergibt sich allerdings nur sehr langsam. Mit Konjunkturprogrammen versucht die EU einen weiteren Absturz des Landes zu verhindern.

Bild: Herbert Walter Krick_pixelio.de

Finanzen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

@