Experten raten privaten Anlegern immer wieder zu mehr Mut an der Börse. Doch fast anderthalb Milliarden Euro von deutschen Anlegern sind jetzt bei Prokon in Gefahr. Wohl dem, der da vorsichtig war. Ist es die Jagd nach der hohen Rendite, die vielen zum Verhängnis wird?
Spätestens dann, wenn Renditeversprechen um die 50 % liegen oder höher, muss jedem klar sein, dass es da nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Doch in der jetzt zinsarmen Zeit sind es manchmal nur 7 oder 8 Prozent, die zu unüberlegten Geldanlagen führen.
Ein Mindestmaß an Seriosität ist zu erwarten, in Form von Geschäftsberichten und solidem Geschäftsmodell. All das scheint es bei Prokon nicht gegeben zu haben. Denn als viele Anleger ihre erworbenen Genussrechte kündigten, hat Prokon Insolvenz angemeldet – der Ausgang für die Anleger sieht eher nicht so gut aus.
Die Verlockung, viel Geld ohne jeden Arbeitseinsatz zu verdienen, sorgt immer wieder dafür, dass sich manche blenden lassen oder schlimmstenfalls den Verstand ganz ausschalten. Dann sehen sie aus wie Dagobert Duck, dem die Dollarzeichen in den Augen stehen. Dabei fehlt das Verständnis für die finanziellen Geschäfte und damit auch die Grundlagen für die Einflüsse, die auf das Geschäft wirken können.
Prinzipiell gilt momentan: die Inflationsrate ist mit völlig sicheren Anlagemitteln nicht zu schlagen. Ein begrenztes Risiko muss eingegangen werden, beispielsweise mit Aktien. Bietet ein Unternehmen hohe Zinsen, in Zeiten, in denen die Zinsen praktisch abgeschafft sind, sollte man stutzig werden – und gegebenenfalls die Finger davon lassen. Wer möchte, kann natürlich auf hohe Rendite setzen – allerdings nur mit dem dazugehörenden Risiko.
Wie man jetzt festgestellt hat, verlieren in Deutschland jedes Jahr Anleger um die 30 Milliarden Euro durch dubiose Geschäfte. Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass einige Anleger ihre Entscheidung allein von den Ertragschancen abhängig machen. Eine andere fatale Falle: die Anleger glauben, Gutes zu tun und in die Zukunft zu investieren – siehe erneuerbare Energien wie Prokon– .
Doch solche „Modeunternehmen“ führen gar nicht so selten in den Ruin. Eine solide Geldanlage ist es auf alle Fälle nicht, wenn man den Modetrends hinterherläuft. Werbeschreiben, in denen steht „Kursverdoppelung in zwei Monaten“ oder „todsicherer Tipp“ sollte man besser in die blaue Tonne befördern.
Auch wenn Experten immer wieder belächeln, dass die Deutschen ein Volk von Sparern sind und lieber das Geld auf dem Sparbuch entwerten lassen, als es gewinnbringend zu investieren – das ist immer noch besser, als sich auf dubiose Versprechen einzulassen. Rund 5 Billionen Euro bunkern die Deutschen derzeit an Geldvermögen – eine stolze Summe. Doch den meisten fehlt der gesunde Renditehunger. Während die einen die Gier in die Insolvenz treibt, machen die anderen zu wenig, als dass sie den Wert ihres Geldes erhalten könnten. Ein gesundes Mittelmaß gibt es wohl nur selten.
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