Zweifel am Niveau des größten deutschen Aktienindex?

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VW ist auch an der Börse zum Dauerthema geworden. Die schlechteren Abgaswerte haben auch hier die Luft, na sagen wir, nicht verpestet, aber verschlechtert. Ist deswegen der gesamte DAX-Index schlecht?

Gemessen an den Zahlen, ist es dem DAX schon weitaus besser gegangen. Im Frühjahr d. J. waren Kursstände von über 12000 Punkten keine Seltenheit und bis Juli/August sah es mit Kursen deutlich über die 11-Tausender-Marke noch recht freundlich aus. Derzeit sind Kurse um die 10000 Punkte und leicht darüber, aktuell. Und würde man den orakelhaften Aussagen in einer der kürzlich stattgefundenen Sendungen auf CNBC Glauben schenken, steht das Ende des DAX bevor. So jedenfalls die Teilnehmer dieser Sendung. Nun denn, Amerika ist weit weg und Vieles wird dort gesprochen, wenn der Tag lang ist.

Waren es zunächst Banken und Versorger die dem DAX schlechte Zahlen bescherten, ist es nun der größte deutsche Autobauer. Dessen Krise schadet zweifellos auch dem größten deutschen Aktienindex.

Experten meinen, der DAX sei insgesamt nicht gut aufgestellt. Da sind zwar die traditionellen, zuverlässigen und konventionellen exportstarken Branchen mit ihrer Solidität und Verlässlichkeit. Aber für die muss, um deren Eigenschaften zur Wirkung kommen zu lassen, der entsprechende Markt da sein. Und wenn man die Nachrichten aus China hört, stimmt das nicht so sehr hoffnungsvoll. Und einen anderen Markt hat die deutsche Politik schwer beschädigt: Russland. Ein Eigentor.

Positiv wirken sich die Ergebnisse aus den Branchen der Pharma- und Chemieindustrie aus. Aber, so meinen einige Experten, würden zukunftsträchtige Zweige fehlen. Beispielhaft sei Biotechnik genannt.

Da ist auch nicht nur die Sendung von CNBC. Das, was dort gesagt wurde könnte man noch unter Unkenntnis, Besserwisserei oder Sensationsmache verbuchen. Aber da ist z. B. auch eine Aussage eines französischen Bankiers, namens Kit Juckers, seines Zeichens Stratege bei der „Société Générale“. „Hände weg vom DAX“, sagt der. Nur ein Satz um damit Strategie zu betreiben? Er steht nicht allein da. Der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, äußert sich so: „Die VW-Krise könnte sogar schwerer wiegen als die Schuldenproblematik in Griechenland“.

Der DAX ist keinesfalls nur eine Institution für Großanleger. Für viele private Kleinanleger dient er, um ihn als Mittel für die Altersvorsorge zu nutzen. Aber statt Alters-Vorsorge machen sich viele Menschen eher Sorge darüber, ob ihr Geld beim DAX wirklich gut angelegt ist. Sie hoffen, dass ihr Favorit nicht in die zweite Liga absteigt.

Die Autoindustrie, Deutschlands wohl wichtigster Industriezweig, ist aber nicht allein. Die Banken und Versorger wurden schon genannt. RWE und E.on sind weit entfernt von ihren ehemaligen Höchstständen. Ihr Wertverlust reicht gen 90 Prozent. Die sehr schnelle und so nicht erwartete Abkehr von der Atomkraft und damit verbundene Energiewende hat die bisherigen Geschäftsmodelle der Versorger zerstört. Der Anteil der beiden genannten großen Energieunternehmen am DAX ist auf 2,5 Prozent zurückgegangen. Die Aktie der Deutschen Bank war 1990 um zwei Drittel höher in ihrem Wert als gegenwärtig.

International gesehen befindet sich unter den 100 größten Börsenkonzernen der Welt gerade noch Bayer. Noch vor gar nicht langer Zeit waren es noch fünf. Dazu gehörte auch VW. Jetzt nimmt der Autobauer Platz 144 ein.

Einige Experten sagen voraus, dass die unterdurchschnittliche Entwicklung des DAX noch längere Zeit andauern könnte. Der DAX wird derzeit auf ein Niveau von Schwellenländerbörsen wie Thailand, Nigeria, Taiwan oder Saudi-Arabien gestellt. Sie meinen einen Stimmungsumschwung bei den großen Investoren erkannt zu haben. Daran maßgeblich beteiligt sind die Situation in der chinesischen Wirtschaft und die Turbulenzen am chinesischen Aktienmarkt. Die Krise bei Volkswagen tat und tut ihr Übriges.

Welche DAX-Aktie kann für VW einspringen, um wieder Schwung in den Index zu bringen? Aber da ist nicht wirklich ein Favorit am Horizont zu erkennen. Solche Firmen wie Google oder Apple sind auf heimischem Terrain nicht zu finden. Und um es einmal nur so nebenbei zu bemerken: Diese beiden genanten US-Giganten sind an der Börse mehr wert als alle im DAX gelisteten 30 Unternehmen zusammen.

Noch ein tröstendes Wort: Die gegenwärtige Outperformance – so lehrt die Geschichte der Börse – wird schätzungsweise nicht dauerhaft sein. Aktien waren schon immer etwas für Geduldige. Was sind für ein solches Wertpapier zehn Jahre? Und zu seinen besten Zeiten hatte der DAX andere, weltweit existierende Indizes, weit hinter sich gelassen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Bildquelle: ©  I-vista  / pixelio.de

 

 

 

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