Die schweren Kursverluste die griechische Anleihen und Aktien derzeit erleiden, könnten für Anleger eine Chance sein. In anderen südeuropäischen Ländern sind die Renditen für Staatsanleihen ebenfalls am steigen. Die neue griechische Regierung kann von den internationalen Finanzmärkten keine Vorschusslorbeeren erwarten. Die Kursschwäche der griechischen Anleihen und Aktien wird schon seit Tagen beobachtet und am ersten Arbeitstag vom neuen Kabinett beschleunigte sie erneut. Die Baisse wurde durch Äußerungen von der neuen Regierung ausgelöst. Ministerpräsident Alexis Tsipras will mit den internationalen Geldgebern des Landes keine zerstörerische Konfrontation. Er beharrt aber darauf sein Wahlprogramm umzusetzen. Dieses sieht Schuldenerleichterungen, die Abkehr von der Reformpolitik und den Verzicht auf Privatisierungen vor. Die Politik Griechenlands steht laut Finanzminister Yanis Voroufakis vor einem radikalen Wandel.
ASE-Index büßte fast neun Prozent ein
Der ASE-Index büßte am Mittwoch am Aktienmarkt nahezu 9 Prozent ein. Der Index ist im Tagesverlauf auf den niedrigsten Stand seit Herbst 2012 gefallen. Bankaktien waren besonders stark betroffen, weil Anleger sich um die kurzfristige Liquidität und die langfristige Ertragskraft der Häuser Sorgen machen. Zudem ist unklar ob der an mehreren Banken beteiligte Staat seinen Einfluss ausübt und nach dem Regierungswechsel auch auf einen Wechsel im Management der Finanzhäuser drängt.
Führende griechische Banken erlitten hohe Kursverluste
Bei sehr hohen Umsätzen ist der Kurs der Piraeus Bank um fast 30 Prozent eingebrochen. Der Marktwert dieser Bank beträgt nur noch 3 Mrd. Euro. Die Aktien von anderen führenden griechischen Banken haben ebenfalls sehr hohe Kursverluste erlitten. Das sind unter anderem die National Bank of Greece, die Eurobank und die Alpha Bank. Die Aktie der kleinen Attica Bank konnte im Gegenzug ihre Hausse fortsetzen. Laut einem alten Börsensprichwort sollen Anleger nicht mitten in einer Baisse kaufen. Der Nobelpreisträger Robert Shiller ist anscheinend anderer Meinung. Er sagte auch wenn es im Moment nicht richtig erscheint, am griechischen Aktienmarkt anzulegen, könnten griechische Aktien eine spektakuläre Kapitalanlage sein. Die Bewertung von griechischen Aktien befinde sich unter allem was Shiller je in den Vereinigten Staaten gesehen hat.
Kurse von griechische Staatsanleihen eingebrochen
Griechische Anleihen erlebten ebenfalls einen schwarzen Tag. Die Kurse sind eingebrochen und die Ausfallwahrscheinlichkeit nach Einschätzung von Finanzmarktteilnehmern erheblich gestiegen. Dass in den kommenden fünf Jahren Tilgungen oder Zinszahlungen nicht geleistet werden, wird mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit eingeschätzt. Viele Banken denken es käme für Griechenland zu irgendeiner Form von Schuldenerleichterung, wenn von der neuen Regierung im Gegenzug die Fortsetzung der Reformpolitik zugesichert wird. Anleger die für die kommenden fünf Jahre griechische Staatsanleihen für einen Wert von 10 Mio. Euro versichern wollten, mussten sich zu einer Prämie von 100.000 Euro pro Jahr und einer einmaligen Zahlung von 4,2 Mio. Euro verpflichten. Die Renditen von kurzläufigen griechischen Staatsanleihen sind erheblich stärker gestiegen, als die von Langläufern. In der Finanzwelt ist das ein Signal, dass Anleger binnen absehbarer Zeit mit schlechten Nachrichten rechnen. Zur Wochenmitte rentierten dreijährige Staatsanleihen mit nahezu 17 Prozent. Bei fünfjährigen Anleihen waren es 13 Prozent und bei zehnjährigen Papieren 10 Prozent. Für Anleihen von griechischen Unternehmen haben die Renditen ebenfalls erheblich zugelegt.
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